Dienstag, 16. September 2008

Ich höre was, das du nicht sagst

Wie oft ist es euch schon passiert, dass jemand was zu euch sagt, ihr euch angegriffen fühlt und denjenigen anraunzt. Der- oder diejenige giftet dann zurück "So hab ich das doch gar nicht gemeint!"

Kleines Beispiel gefällig? Bitteschön:

A sagt: Es ist grün!
B hört: Bist Du blind, oder was?!
B sagt: Fahr doch selber, wenn´s dir nicht passt.


Und was passiert? Es gibt Stunk, denn das was B gehört hat, ist eine Botschaft, die ihn in seiner Person bewertet. Das veranlasst ihn, sich zu verteidigen oder sich stur zu stellen - wer möchte schon zu jemandem freundlich sein, der einen persönlich angreift?


Um das ganze nun aufzulösen: vielleicht habt ihr schon einmal vom 4-Ohren-Modell gehört.
Es ist ein Kommunikationsmodell von Friedemann Schulz von Thun und beschreibt die Mehrschichtigkeit einer menschlichen Äußerung. Nach diesem Modell enthält jede Nachricht vier Botschaften. Die vier Seiten einer Nachricht sind die 'Sache', die 'Selbstkundgabe', die 'Beziehung' und der 'Appell'.

  • Die Sach-Ebene beinhaltet die reinen Sachaussagen, Daten und Fakten, die in einer Nachricht enthalten sind.
  • In der Selbstoffenbarung vermittelt der Sprecher - bewusst oder unbewusst - etwas über sein Selbstverständnis, seine Motive, Werte, Emotionen etc.
  • Auf der Beziehungsebene wird ausgedrückt bzw. aufgenommen, wie der Sender zum Empfänger steht und was er von ihm hält.
  • Der Appell beinhaltet einen Wunsch oder eine Handlungsaufforderung.

Der Sender sendet gleichzeitig vier Botschaften, er spricht sozusagen mit vier Schnäbeln. Der Empfänger empfängt gleichzeitig vier verschiedene Botschaften, er hört sozusagen mit vier Ohren. Oft hört und versteht der Empfänger aber etwas anderes, als der Sender gemeint und gesagt hat. Das führt zu Missverständnissen und in der Folge zu Konflikten. Das macht die zwischenmenschliche Kommunikation anfällig für Störungen.

Dabei kann jede einzelne der vier Ebenen missverstanden werden. Das klassische Beispiel von Schulz von Thun ist der Beifahrer, der zum Fahrer sagt "Du, die Ampel ist grün". Der Fahrer wird, je nachdem mit welchem "Ohr" er gerade hört etwas ganz anderes verstehen, und entsprechend ganz anders reagieren. Auch die Gewichtung der vier Ebenen kann unterschiedlich gemeint, beziehungsweise verstanden werden. So kann der Sender beispielsweise das Gewicht der Nachricht auf den Appell gelegt haben, der Empfänger jedoch überwiegend den Beziehungshinweis empfangen.

Dies ist nach dem Kommunikationsquadrat eine der Hauptursachen für Missverständnisse.


Zu den einzelnen 4 Ohren gibts morgen mehr!